Geschichte

150 Jahre
Schützenbruderschaft
St. Lamberti Mecklenbeck e.V.

Natürlich mag es müßig scheinen, die Geschichte unserer Bruderschaft gänzlich nach- und aufzuarbeiten, vor allem angesichts fehlender Chronikdaten aus den Gründerjahren. Und dennoch! Es ist den Versuch wert unter welchen Zeitumständen und örtlichen Gegebenheiten unsere Vorfahren begonnen haben, auch in Mecklenbeck das Schützenwesen zur Förderung von Froh- und Gemeinsinn zu pflegen.
Leider sind keine Urkunden aus dem Gründungsjahr mehr vorhanden. Die alte Bruderschaftsfahne bezeugt jedoch, dass sie bereits im Jahre 1868 bestand. Die Aufschrift auf der Fahne lautet nämlich:

St. Lambertus 1868 O(ra) P(ro) N(obis)

Die Tatsache, dass die Bruderschaft schon 1868 eine Fahne führte, lässt mit Sicherheit darauf schließen, dass ihre Anfänge noch Jahre weiter zurückliegen. Doch das kann bis heute durch Zeugnisse nicht belegt werden. Und so bleibt die Bruderschaftsfahne von 1868 frühestes Zeugnis.

Zur Erklärung des Bruderschaftsnamens St. Lambertus sei erwähnt, dass die Bauernschaft Mecklenbeck früher kirchlich zur Pfarre St. Lamberti gehörte. Die umfangreichen Aufzeichnungen über die Gründung, Entwicklung und das Wirken der Bruderschaft sind durch die Wirren des zweiten Weltkrieges verloren gegangen. Somit waren die jahrelange Arbeit und der Sammeleifer des damaligen Schriftführers Lehrer Eimann und später der 1973 verstorbene Schriftführer Stadtamtmann Fritz Lahrkamp vergebens. Fritz Lahrkamp führte gut 20 Jahre die Chronik der Bruderschaft und stieß dabei auf ein besonderes Schützenfest im Jahre 1864 in der Gastwirtschaft Appels: es wurde festlich gefeiert, weil es das erste nach 15jähriger Pause war, wie der Festredner verkündete. Das bedeutet, dass die Bruderschaft bereits 1849 Schützenfeste gefeiert haben muss. Also schon länger besteht, als die Bruderschaftsfahne von 1868 ausweist. So kann man annehmen, dass auch die Mecklenbecker Bruderschaft – wie nachweislich viele andere Bruderschaften im Münsterland- etwa in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts gegründet wurde. In Verzeichnissen aller Schützenbruderschaften des alten Kreises Münster aus dem Jahre 1830 (Stadtarchiv) ist sie noch nicht erwähnt. Alte Mitglieder erinnerten sich auch, dass die erste Bruderschaftsfahne blau mit einem Bild war, die gründe bereits die zweite Fahne war und 1868  auf Betreiben des damaligen Hauptmann Caspar Rotert angeschafft wurde.

Um die Jahrhundertwende entstanden am Rande des Ortes Ziegeleien. Dadurch kamen viele fremde Arbeitskräfte in den Ort, die nach und nach der Bruderschaft beitraten. Es entstanden Meinungsverschiedenheiten zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen – langjährige Bruderschaftsmitglieder zogen sich zurück – wegen Unstimmigkeiten wurden Schützenfeste vorläufig eingestellt. In den Jahren des ersten Weltkrieges unterblieben die Feste dann ohnehin.
Im Sommer 1920 wurde als erstes Fest ein sogenanntes Kriegerheimkehrfest unter großer Beteiligung aller Mecklenbecker gefeiert. Für einige Unentwegte – so erzählt man sich – dauerte das Fest bis zum nächsten Tag. Sie fuhren mit Kutschwagen zur Wirtschaft Lichterbeck – Zum scharfen Eck – an der Weseler Straße, um den Kehraus zu feiern. Bei dieser Gelegenheit fand sich, hinter der Bühne im Saal, zwar arg verstaubt, aber sonst gut erhalten, die grüne Bruderschaftsfahne St. Lambertus. Man beschloß, die alte Tradition wieder aufleben zu lassen und das nächste Schützenfest im kommenden Jahr unter der alten Fahne wieder zu feiern. Eine Versammlung wurde bei Lichterbeck einberufen und rund 100 Mecklenbecker bekannten sich wieder zu ihrer Bruderschaft.
Im Mai 1921 fand eine Generalversammlung in der Gaststätte Lohmann statt, in der der neue Vorstand gewählt wurde. Im gleichen Jahr wurde das erste Schützenfest nach dem Krieg gefeiert. Von diesem Fest zeugt eine Plakette an der heutigen Königskette. Sie gibt Auskunft, dass 1921-1922 König Bernhard Dahlmann jr. mit seiner Königin Clärchen Engberding regierte. Allem Anschein nach wurde 1921 die heutige Kette neu angeschafft, da die alte Kette wohl in der Zeit des Interregnums nach 1900 verloren ging.
Seit 1921 wurden wieder regelmäßig die jährlichen Schützenfeste gefeiert. Und zwar bei Lichterbeck, Täppken und Lohmann. In dem Jahre wurde die Johannisruderschaft gegründet, zu deren Gebiet die Gaststätte Licherbeck dann gehörte. So blieben die Lokale Täppken und Lohmann als Festplätze.
Am 11. Juni 1927 wurden die von dem ehemaligen Schriftführer Hermann Eimann vorgelegten Statuten von der Generalversammlung genehmigt und angenommen. Gleichzeitig wurde auch die Einrichtung einer Sterbekasse – verpflichtend für alle Mitglieder – beschlossen. Wird heute darüber nachgedacht, die Kasse aufzuheben, da allgemein weitreichende soziale Sicherungen vorhanden sind, so bleibt rückblickend doch festzuhalten, die Sterbekasse hat seit ihrer Einrichtung den Angehörigen verstorbener Mitglieder Hilfe und Stütze bereitet.
Mit dem Jahr 1933 zog eine dunkle und schwere Zeit herauf. Die Bruderschaft stand unter dem Druck der ehemaligen politischen Macht. Die alte Tradition sollte aufgegeben, die Mitglieder sollten „gleichschalten“ und die Bruderschaft in einen Verein umgewandelt werden. Doch die Mecklenbecker Schützenbrüder ließen sich nicht beirren. Sie blieben sich selbst treu. Nach wie vor begannen die Schützenfeste mit einem Gottesdienst und beim Vogelschießen tat der geistliche Präses der Bruderschaft den ersten Schuß. Die Standhaftigkeit der Bruderschaft ist nicht zuletzt dem Vorstand zu danken. Heinrich Appels, Hauptmann im Vorstand, setzte sich damals mit viel Idealismus für die Bruderschaft ein. Treu zur Seite standen ihm dabei Adjutant Bernhard Thier sen. und der Feldwebel Bernhard Schwering.

Als der zweite Weltkrieg ausbrach, wurde für lange, bittere Jahre ein Schlußpunkt gesetzt. Im Sommer 1939 schoß August Pieting den Vogel ab. Diesem Schützenbruder verdankt man den Erhalt der Königskette. Bei jedem Alarm nahm er sie im Koffer mit in den Luftschutzbunker. Selbst als er nach einem totalen Bombenschaden nach Ostenfelde umsiedelte, er nahm sie mit.

„Am 7. März 1948 war die erste Generalversammlung nach dem Krieg“, schreibt S. Klose. Nach entsprechender Beschlußfassung im selben Jahr „bat die Bruderschaft um Aufnahme in den Zentralverband der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften.“ Dem Antrag wurde entsprochen. Am 13. Juli 1949 fand das erste Schützenfest nach dem Krieg bei Täppken statt. Da jeglicher Waffengebrauch – selbst der von Luftbüchsen – verboten war, wurde mit Steinen nach einem Torfvogel geworfen.

Die Vogelstange der Bruderschaft stand bis 1907 auf dem jetzigen Grundstück Kersting – Ecke Dingbängerweg/Schürbusch. Anschließend wurde sie auf dem Kettelfeld errichtet. Später kam sie nach „Meckmanns Untiedt“, wo sie bis nach dem zweiten Weltkrieg stand. Irgend jemand verbrauchte die Vogelstange in der Notzeit als Brennholz. Eine neue Stange wurde wieder im Kettelfeld errichtet. Von 1954-1992  fand das jährliche Vogelschießen auf dem Hof Schulze Isfort statt.

1954 wurde eine Jungschützenabteilung gegründet, deren Leitung Willi Ratering übertragen wurde. Sie wuchs zu einer lebendigen und tatkräftigen Gemeinschaft heran. Im gleichen Jahr beschloß die Bruderschaft die Errichtung eines Ehrenmals zum Gedenken an die Opfer beider Weltkriege. Die Initiative ging von Fritz Lahrkamp aus. Die gesamte Bruderschaft, vor allem die Jungschützenabteilung, half tatkräftig beim Bau des Ehrenmals. Am 26. Juni 1955 wurde es bei strahlendem Sonnenschein feierlich eingeweiht. Unter Trommelwirbel gedachte man namentlich der 112 Gefallenen beider Weltkriege. Anschließend wurde die Urkunde über die Denkmalserrichtung – abgefaßt in plattdeutscher Sprache und kunstvoll mit Tusche auf Kalbsleder geschrieben – verlesen. Die Urkunde wurde zusammen mit Fotografien von der Feier, Zeitungsberichten und Spenderlisten in eine Kupferbüchse verschlossen und in das Ehrenmal später eingemauert. Hier gedenkt die Bruderschaft alljährlich im Anschluß an den gemeinsamen Gottesdienst der Opfer beider Weltkriege.

In der Gestaltung der Schützenfeste hatte sich eine gewisse Tradition entwickelt. Doch die veränderte Arbeitswelt forderte ihren Tribut. Einem Großteil der Schützenbrüder war es nicht mehr möglich, Urlaub für das Schützenfest zu bekommen, das früher auch noch am Montag gefeiert wurde, nachdem am Sonntagnachmittag beim Vogelschießen der neue König ermittelt war. Nach langer, reiflicher Überlegung stimmten die Mitglieder 1972 einer Terminverschiebung zu; das Schützenfest wird nun Samstag und Sonntag begangen.

Auch für die Kinder ist das Schützenfest ein Erlebnis. Seit 1965 wird ein Kinderschützenkönig ermittelt. Heute ist es so, dass bei den Kindern auch eine Königin selbst mitmacht, während damals sich der Kinderkönig eine Königin wählte.

Im Jahre 1966 gab sich die Bruderschaft auf einer außerordentlichen Generalversammlung eine neue, moderne Satzung.

1968 feierte die Mecklenbecker Bruderschaft drei Tage lang unter Beteiligung zahlreicher Nachbarbruderschaften und regionaler und überregionaler Prominenz ihr hundertjähriges Bestehen unter Berufung auf die Datierung der grünen Fahne.

St. Lamberti-Mecklenbeck e.V.